Hofkellerei Liechtenstein
zwischen historischem Tonnengewölbe und einem guten Glas Wein
Im 9ten Wiener Gemeindebezirk, zwischen dem Franz-Josefs-Bahnhof und dem Lycée Français de Vienne, erstreckt sich in der Fürstengasse 1 das barocke Gartenpalais der Familie Liechtenstein.
Im Nebengebäude rechts vom Palais befindet sich die Hofkellerei Liechtenstein, die schon bald als neuer Treffpunkt für Genießer gelten wird. Innerhalb von drei Monaten wurde die Hofkellerei renoviert und mit einem neuen Interior Design versehen um im Sommer wieder zahlreiche Gäste begrüßen und verwöhnen zu dürfen.
Die traditionellen Räume mit Tonnen- und Kreuzgewölben wurden, ihrer historischen Bedeutung gerecht, mit einem Steinboden und einer speziellen Lasur Technik in zwei Farben an den Wänden versehen. Der Boden, aus einem wolkig beigen Travertin, spiegelt sich in der Wandfarbe wieder.
So wurde ein geeigneter, vornehm zurückhaltender Hintergrund für die moderne Einrichtung geschaffen.
Beim Eintreten fällt einem gleich das Empfangspult ins Auge. Dieses gilt als Herzstück der Hofkellerei. Es empfängt den Gast. Hier bekommt man Erklärungen zu den diversen Weinen und kann diese anschließend verkosten und gleich mit nach Hause nehmen.
Das Pult wurde aus Cortenstahl angefertigt und stellt so den Bezug zur haptischen und manuellen Weingartenarbeit von früher her. Auf seinem Körper ruht ein wundervoller Granitstein - Centaurus, der durch seine Quarz-, Silber- und rostigen Einschlüsse an eine Landkarte erinnern lässt. Die Form mit den halbkreisförmigen Enden kommt hochgeklappt auch in der Raumarchitektur vor und wiederholt sich in den Tischformen.
Die kreuzförmige Grundrissanordnung führt links zu dem tonnenüberwölbten Gastraum mit einem großen Verkostungstisch, einer Loungebank und Hockern mit kleinen runden niedrigen Tischen.
So entstehen verschiedene Zonen und Sitzqualitäten.
Der Raum ist schräg abgeschnitten und wächst durch eine perspektivisch abstrahierte Zeichnung der Weinlandschaft um Wilfersdorf ins Unendliche weiter. Die Abbildung wurde von der Künstlerin Kristina Wolf mit Acrylfarbe und Kohle an die Wand gemalt.
Der Raum rechts, ein ehemaliger Büroraum der Stiftung, wurde mit einem Durchbruch zugänglich gemacht. Dadurch wirkt die Vinothek großzügiger und geräumiger. Hier befindet sich nun ein Barbereich, wo neben einer Auswahl an Weinen der Hofkellerei zusätzlich Kaffee und Tee angeboten wird. Auch die hausgemachten Mehlspeisen kann man dort genießen.
Die Beleuchtung dient der gemütlichen Rauminszenierung der Architektur.
In den jeweiligen Kreuzgewölben wurde eine moderne Interpretation eines Lusters angebracht.
Ein feiner, schmaler Metallring mit mehreren, frei beweglichen Spots. Diese setzen einen Fokus auf die Betonung der Raumformen und auf besondere Details.
Im tonnenförmigen Raum begleiten Schienen mit Spots die Sitzanordnung. Hier werden mit der Beleuchtung verschiedene Stimmungen geschaffen.
Filigrane Stahlregale, die sich wie ein roter Faden durch den Weinshop ziehen, erinnern an die Metallwerkzeuge und Bauelemente aus den Weingütern. Diese wurden speziell für die Weinpräsentation entwickelt. Die Strukturierung soll einzelne hochwertige Weine oder Weingruppen hervorheben. Eine zarte Lichtführung in der Spezialkonstruktion präsentiert die Weine der Hofkellerei Liechtenstein in angemessenem Glanz.
Das Eichenholz, ein Material der traditionellen Weinfässer, wurde ebenfalls im Entwurf berücksichtigt. Alle Tischoberflächen wurden aus diesem Holz angefertigt.
Als ein besonderes Highlight gilt der große Verkostungstisch, der mit einer speziellen alten Technik geköhlert wurde. Er wurde aus einem einzigenBaumstamm angefertigt.
Die textile Loungebank entlang der gesamten Fensterwand, mit Stoffen in grünen Farbtönen sowie die roten, punktförmigen Samt - Poufs, bringen Farbe und Gemütlichkeit in den Raum.
Die Hofkellerei lässt einen im neuem Glanz in eine andere Welt eintauchen und lädt zum Verweilen ein. Im Gastgarten zwischen den Bäumen und einem guten Glas Wein, fühlt man sich der Stadt auf einmal ganz fern.
Fotos: Philipp Schuster